Corona Online Gipfel unterstreicht Solidarität und Innovationskraft im Kreis unter Teilnahme des Wirtschaftsforums Neuwied

Neuwied erfindet sich in der Krise neu

Landrat lobt Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft

Neuwied – Eine ordentliche Portion Mut strahlte der Live-Talk mit acht regionalen Wirtschaftsexperten aus, der am Donnerstagabend Premiere feierte. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) im Landkreis Neuwied hatte das neue, virtuelle Format initiiert, um Unternehmen Antworten zu geben und Perspektiven aufzuzeigen. Dabei war die innovative Form der Veranstaltung stellvertretend für einen wichtigen Grundtenor des Gipfels: Der Landkreis strotzt vor Krisenkraft.

„Dass viele Verbandsgemeinden und die Stadt Neuwied mittlerweile Corona-frei sind, ist dem verantwortungsvollen Umgang aller Bürgerinnen und Bürger zu verdanken. Es ist beeindruckend wie verlässlich und konstruktiv alle Beteiligten zusammenarbeiten, wie Menschen sich haupt- und ehrenamtlich unermüdlich und selbstlos einbringen“, unterstrich Landrat Achim Hallerbach gleich zu Beginn der Sendung. Der Kreischef sprach von einer noch nie dagewesenen Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft und drückte seine höchste Anerkennung für alle beteiligten Organisationen aus. Hallerbach betonte, dass die Vernetzung der verschiedenen Teamplayer im Krisenstab und die gut koordinierte Zusammenarbeit ein stabiles Fundament aus Material, Personal und Informationspolitik geschaffen hätten.

Als Vertreter der Mittelstandsfinanzierer gewährte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Neuwied einen Einblick in die Geschehnisse der letzten Monate aus Sicht der Finanzwirtschaft. Fast alle Anfragen der Betriebe konnten von den regionalen Kreditinstituten bedient werden. „In einer solche Krise merkt man doch nochmal sehr deutlich, wer der Partner des Mittelstandes ist“, so Dr. Hermann-Josef Richard.

Wie erfinderisch und tatkräftig die Unternehmen seit Wochen mit der Pandemie umgehen, zeigte sich in den vier Gesprächsrunden immer wieder: Industriebetriebe, die ihre Maschinen auf Maskenproduktion umstellen bis hin zu komplett neuen Firmen-Netzwerken, die die Region mit wichtigem Hygienebedarf versorgen. „Vernetzung war schon vor der Krise wichtig, jetzt haben wir gespürt, dass sie essentiell für unsere Unternehmen ist“, waren sich Sandra Köster von der Gemeinschaftsinitiative „Wir Westerwälder“ und Marion Blettenberg vom WirtschaftsForum Neuwied einig.

Die Chance in der Krise sieht auch Alexander Baier von der Handwerkskammer Koblenz. „Viele Betriebe haben erst jetzt die dringende Notwendigkeit erkannt, die Digitalisierung in ihren Unternehmen mit Hochdruck voranzutreiben“, erläuterte der Betriebsberater seine Erfahrungen aus den letzten Wochen. Ähnliches berichtet Martin Neudecker, Regionalgeschäftsführer der IHK Koblenz: „Wer sich zum Beispiel im Einzelhandel schon vor der Krise gut digital aufgestellt hatte, konnte jetzt auch während des Lock-Downs weiter Umsätze machen.“ Die Hotellerie hat zwar auch wieder geöffnet, kämpft aber noch mit der Zurückhaltung der Kunden. Dabei ist für den Schutz der Gäste alles vorbereitet – nur wenige Firmen waren auch schon vor der Pandemie hygienisch so gut aufgestellt wie die Hotelbetriebe.

Viele Unternehmen sind herausgefordert, ihre Geschäftsmodelle zu hinterfragen oder neue Vertriebsmodelle aufzubauen. Hier will WFG-Geschäftsführer Harald Schmillen für die Betriebe einen besonderen Service anbieten. „Es gibt ein großes Angebot an unterschiedlichsten Förderprogrammen zur Bewältigung der aktuellen Situation. Hier wollen wir für die Unternehmen gerne als Lotse fungieren“.

Über den starken Zusammenhalt und die Solidarität der Kunden in der Krise konnte auch Dirk Paganetti berichten. „Viele Gäste haben die heimische Gastronomie unterstützt, indem sie Lieferdienste in Anspruch genommen oder Gutscheine gekauft haben“, so der stellvertretende Vorsitzende des DEHOGA Kreisverbands Neuwied. Zu schaffen machen die Auflagen aber gerade den kleineren Gastronomiebetrieben. Viele Bars, Kneipen und kleine Restaurants können aufgrund der Schutz-verordnungen noch immer nicht öffnen – für die meisten rechnet es sich einfach nicht. Uneinheitliche Regelungen durch den Föderalismus machen es den Gastronomen zusätzlich schwer: Während es in NRW zum Beispiel keine Sperrzeiten gibt, müssen Betriebe in Rheinland-Pfalz um 22.30 Uhr die Türen zu sperren.

Trotz der nach wie vor angespannten Situation, gaben sich alle Vertreter durchweg zuversichtlich. Die Corona-Pandemie lässt die Betriebe im Landkreis enger zusammenrücken und einmal mehr erkennen, welche Kraft in der Region steckt. Denn diese Krise schafft man nur gemeinsam.

Das neue Online-Format wurde im Food Hotel Neuwied produziert und parallel auf verschiedenen Facebook-Kanälen sowie auf der Website www.online-gipfel.de übertragen. Hier ist der Live-Talk auch in den nächsten Tagen noch in der Mediathek abrufbar.