Die Schritte in Richtung „Normalität“ sind zu klein
Neuwieder WirtschaftsForum fordert Nachjustierungen
Die Schritte in Richtung „Normalität“, die von der Bundes- und Landesregierung, im Laufe des Mittwochs auch vom Landkreis Neuwied, angekündigt wurden, begrüßt das Neuwieder WirtschaftsForum. Allerdings hält die Vorsitzende Mario Blettenberg die Schritte für zu klein.
Als Beispiel nennt sie die Öffnung des Einzelhandels. Das lediglich Läden bis 800 Quadratmeter öffnen dürfen, sei nicht nachvollziehbar, wenn gleichzeitig Baumärkte und Lebensmittelgeschäfte geöffnet sind. Hier werde der Beweis angetreten, dass der Schutz von Kunden und Beschäftigten mit hoher Kundenfrequenz durchaus zu gewährleisten ist. „Diese Ungleichbehandlung muss sofort behoben werden“, so Marion Blettenberg.
Kein Problem hätte der WiFo Vorstand, wenn das Tragen von Schutzmasken im Gegenzug zur Pflicht wird. Die Bundesregierung hatte das Tragen lediglich „dringend empfohlen“. Ebenfalls nicht weit genug geht dem Netzwerk die Gewährung von Soforthilfen für Klein-, Kleinstbetriebe und Soloselbstständige. Zwar gebe es Seitens der Landesregierung Anzeichen, dass alle Anträge demnächst bearbeitet sind. Allerdings sind die Soforthilfen für manchen Unternehmer zu niedrig. Eindringlich empfiehlt das WiFo um Sorgfalt bei der Antragstellung. Nach Aussage des Ministeriums seien 50% der Antrage fehlerhaft. Das führt zu Verzögerungen bei der Auszahlung.
Schulschließung strapaziert Arbeitnehmer
Das WiFo bekommt verstärkt die Rückmeldung von Arbeitnehmern, dass die Schulschließungen und das Homeschooling strapaziert und nicht wenige an ihre persönlichen Grenzen bringt. Teile des Schulbetriebs werden am 27. April wieder angefahren. Grundschulklassen, beginnend mit dem 4. Schuljahr, sogar erst am 4. Mai. Gerade Alleinerziehende stehen damit weiter vor großen Herausforderungen. „Die vielfach nicht ausgelastete Notbetreuung in den Kita´s und Schulen sollte über die systemrelevante Berufe hinaus erweitert werden“, fordert Brigitte Ursula Scherrer. „Wir möchten unsere Arbeitnehmer gesund aus dem Home-Office zurück“, gibt die Ehrenvorsitzende zu bedenken. Freizeitangebote seien dabei hilfreich. Deshalb und im Sinne des nachhaltigen Weiterbetriebs, muss der Neuwieder Zoo, zumindest teilweise, wiedereröffnen. Mit Sorge betrachtet Vorstandsmitglied Cornelius Kirsche die in der Corona-Krise zutage getretenen Lieferengpässe, weil wichtige Produkte im Ausland gefertigt werden. Es ist dringend geboten, den Ausverkauf der deutschen Industrie zu stoppen.
Die von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Ende 2019 angekündigte „Industriestrategie 2030“, die unter anderem Staatsbeteiligungen vorsieht, muss dringend umgesetzt werden. Im Rahmen des dritten „online“ Stammtischs gab Hendrik Schneider (Vario Software), der den Kreis Neuwied bei der Einführung einer Warenwirtschaftssoftware unterstützte, einen Einblick in die Arbeit des Corona-Krisenstabs. Besonders hob der Geschäftsführer die große Einsatzbereitschaft des Teams hervor und die überaus engagierte Arbeit von Ehrenamtlichen.
Einen herzlichen und großen Dank spricht das Neuwieder WiFo daher allen Beteiligten im Krisenmanagement aus.